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Schiff der Träume in Hamburg

Mit dem Stück "Schiff der Träume" zeigt die Regisseurin und Schauspielhaus-Intendantin des Hamburger Staatstheaters Karin Beier einen Versuch, eine brand-aktuelle Thematik mit Szenen aus Felinis altem Film gleichen Namens zu verknüpfen.

Die erste Szenen des gemeinsamen Abends in Hamburg versetzt den Zuschauer an Bord des Schiffes "CS Europa", wo sich ein Orchester zusammengefunden hat, um die sterblichen Überreste des Dirigenten zu bestatten. Seine Asche soll in der Ägäis zu den Klängen seines Werkes "Human Rights" verstreut werden. Schließlich wird die Zeremonie gestört, da ein in Seenot geratenes Flüchtlingsschiff mit 63 verzweifelten Menschen geborgen wird, die sich nun am Unterdeck befinden.

Bis zu diesem Zeitpunkt nähert sich das Bühnenspektakel dem Film Felinis an, in dem es sich um serbischen Flüchtlinge handelte, die im Jahr 1914 vor den Schrecken des Ersten Weltkriegs auf der Flucht sind.

Beier jedoch setzt Schiffbrüchige aus Afrika in Szene, die es als ihre Berufung verstehen, das dekadente Europa zu retten. Nach dem Motto: "Ihr seid so müde und so traurig, ihr habt so viele Probleme, da haben wir uns auf den Weg gemacht, um euch zu helfen." Haben Sie auch schon Pläne, wie sich diese gestalten soll, beispielsweise durch eine Umkehr der Alterspyramide und intensive Altenpflege in der Zwischenzeit. Die fünf Flüchtlinge (Michael Sengazi, Sayouba Sigué, Ibrahima Sanogo, Patrick Joseph und Gotta Depri) übernehmen in der zweiten Hälfte des Abends die Bühne und verdrängen das Ensemble, zu dem auch Lina Beckmann, Michael Wittenborn und Charly Hübel gehören, deren Schifffahrtskomödie unbeendet bleibt. Mit stets wechselnden Elementen wie Tanz, Verlesen politischer Manifeste und sogar mit einem Quizz lassen Karin Beier und ihre Dramaturgen Stefanie Carp sowie Christian Tschirner Themen wie Flüchtlinge, Europa und auch den Tod auf der Bühne lebendig werden.

Insgesamt dreieinhalb Stunden dauert das Stück, das Beier für das Hamburger Publikum zusammengestellt hat. Obwohl das Stück amüsant ist und gleichzeitig zum Nachdenken anregt, weist es gewisse Längen auf und hätte besonders bei dem zwei Mal durchgeführtem Quizz hätte gekürzt werden können.

Dieser Versuch zur künstlerischen Verarbeitung des Flüchtlingsproblems ist ein weiterer Beweis des Engagement seitens des Hamburger Schauspielhauses in der Flüchtlingsfrage. Wie auch verschiedene andere deutschen Bühnen bietet man zur Zeit Flüchtlingen Schlafplätze an und erlebt die tagesaktuelle Situation gewissermaßen aus erster Hand mit. Während die Situation in der Realität für die meisten Beteiligten unklar und verworren ist, so spiegelt sich das auch in Beiers Bühnenstück wieder. Die Trauergesellschaft versucht, mit den afrikanischen Flüchtlingen ein Gespräch aufzunehmen und schließlich kommt es zu einem Verbrüderungstanz, ohne das Ideen jedoch auf eine klare Weise durchgeführt werden. Insgesamt ist die Inszenierung als gelungen zu betrachten und ist nicht zuletzt auch durch die Musik von Jörg Gollasch aus künstlerischer Perspektive ein Hochgenuss.

Weblink: Schiff der Träume im Schauspielhaus