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Kritik Anne Frank

Kaum ein Theaterstück ist in diesen Tagen wahrer und klarer als die aktuelle Aufführung von Anne Frank. Noch bis zum 29. September kann man sich im altehrwürdigen Ernst-Deutsch-Theater davon überzeugen, dass die Geschichte von damals noch heute ihre verbotenen Früchte trägt. Das ist ein Grund mehr sich nochmal intensiv mit der damaligen Zeit auseinanderzusetzen. Das Stück heißt schlichtweg "Anne". Obwohl das Schicksal der damals erst 15-jährigen Anne Frank kürzlich schon 70 Jahre her war, ist es dennoch aktueller denn je. Es geht um Flucht, Rassenhass und Vertreibung. Und es geht um Mut, Hilfe und Verständnis. Doch vor allem geht es in diesem Stück sowie im wahren Leben um eins: um Menschlichkeit!

Krieg damals - Krieg aktuell

Anne Frank musste sich schon sehr früh in ihrem Leben mit sehr schwierigen Verhältnissen beschäftigen, sich ihnen klug anpassen und vor allem durfte sie möglichst nicht auffallen. Sie stammte aus einer Familie mit jüdischem Hintergrund. Und genau dieser Umstand sollte das Schicksal ihres Lebens werden. Und am Ende sollte ihr dieses Schicksal zum tödlichen Verhängnis werden. Dabei war es nur ein Zufall, dass Anne und ihre Familie in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert wurden. Es wird vermutet, dass Mitwisser die Familie Frank kurz vor Ende des Krieges verraten und damit in den sicheren Tod geschickt haben. Das ist besonders tragisch, wenn man weiß, wie erfolgreich und klug handelnd sich die gesamte Familie viele Jahre vorher verstecken konnte. Sie lebten auf engstem Raum in einem Verschlag, der sich hinter einer offiziellen Wohnung befand. Hier entdeckte Anne das Schreiben für sich, aber es gab natürlich auch Konflikte. In dem Stück "Anne" am Ernst-Deutsch-Theater wird dies klar und deutlich herausgearbeitet, so dass der Zuschauer eine Vorstellung für das bekommt, was die junge Anne als Kind erlebte. Auf der einen Seite war sie noch ein Kind, welches sich aber nicht so verhalten durfte. Deshalb wurde sie sehr früh sehr erwachsen. Der Verrat kurz vor Ende des Krieges lässt die Menschlichkeit derart vermissen, dass der Zuschauer am Ende schockiert zurück bleibt.

Beim Blick in die Gegenwart fühlt man sich in Ansätzen in die damalige Zeit zurückversetzt. Wobei man hier sicherlich keinen Vergleich ziehen kann. Dennoch gibt es heute wieder Kriege, die Flüchtlinge, Vertriebene und Leid und Elend hinterlassen.

Ein lohnender Besuch für die Menschlichkeit

"Anne" ist ein Theaterstück, das konfrontiert, schockiert und in weiten Teilen auch demotiviert. Doch es möchte auch ganz klar zeigen, dass es gerade in Zeiten von Armut, Krieg und Zerstörung auf Zusammenhalt der Menschen ankommt. Dafür ist echte Menschlichkeit unabdingbar, leider besitzt sie nicht jeder Mensch. Das wird dieses Stück nicht verhindern können, es kann dieses existenzielle Problem aber anschaulich darstellen. Und genau deshalb lohnt sich ein Besuch für alle Menschen - von der Schulklasse bis zum Rentner!